Handball Schiedsrichter im Perspektivkader des DHB – Ein kurzer Erfahrungsbericht

09. September 2018, 12:45 Uhr.

Bei uns steigt die Spannung. Wir stehen uns in einer kleinen Kabine gegenüber und checken noch einmal alles ab: Rote, blaue, gelbe Karte? Spielkarte + Stift? Pfeife? Alles da! Dann noch ein kräftiges Shake Hands und es geht raus in die Halle. Gleich werden wir das Spiel TV Großwallstadt gegen die HSG Hanau leiten. Es ist unser erster Einsatz in der männlichen A Jugend Bundesliga. Wir sind konzentriert, fokussiert und zugegebenermaßen auch etwas nervös.

Es ist 13:00 Uhr – Anpfiff! Dann ist eigentlich alles wie immer: Es wird Handball gespielt. Zwar sehr schnell und auf einem hohen Niveau, aber es ist immer noch Handball und nach 60 Spielminuten ist auch alles schon wieder vorbei. Unser Fazit und auch das des uns vom DHB für die ersten beiden Spiele zur Seite gestellten Coaches fällt positiv aus. Es ist zwar noch nicht alles perfekt, aber wir haben eine solide Leistung gezeigt und können auf dieser aufbauen. Im nachträglichen Videostudium werden wir ausgewählte Situationen analysieren und Lösungen für erkannte Probleme erarbeiten. Diese reflexive aber auch vorbereitende Spielanalyse ist wichtiger Bestandteil unserer Schiedsrichtertätigkeit. Das wird von uns im Perspektivkader des DHB erwartet. Für den heutigen Tag ist aber  erst einmal Schluss. Nach der kurzen Coachingmaßnahme geht es unter die Dusche und dann noch ca. 3 Stunden über die Autobahn heim. Insgesamt sind wir an diesem Tag 10 Stunden unterwegs. Gestartet sind wir morgens um 09:00 Uhr. Ein kleiner Abriss:

09:00 Uhr – Abfahrt

11:00 Uhr – Ankunft in Großwallstadt

12:00 Uhr – Technische Besprechung mit ZN SK und Offiziellen beider Mannschaften

12:15 Uhr – Warmlaufen auf dem Spielfeld

12:30 Uhr – 15 Minuten Ruhephase in der Kabine. Fokussierung und letzte Abstimmungen

12:45 Uhr – Raus auf die Platte. Einlaufprozedur. Kurze Ansprache in der Mitte

13:00 Uhr – Anpfiff

15:00 Uhr – Technische Nachbesprechung und Abschluss des ESB

15:15 Uhr – Coachinggespräch und kurze Spielreflexion

15:30 Uhr – Duschen und zusammenpacken

16:00 Uhr – Heimfahrt

19:00 Uhr – Wieder zu Hause

Seinen Anfang hatte alles vor 5 Jahren, als wir uns entschlossen, zusammen zu pfeifen. Über die Bezirksoberliga wurden wir in der Saison 2014/15 in den HHV Förderkader aufgenommen und gelangten von dort in der Saison 2015/16 in den Oberliganachwuchskader. In der Saison 2017/18 haben wir das erste Mal im Drittliga Aufstiegskader des HHV gepfiffen, dem wir auch jetzt immer noch angehören. Zusätzlich durften wir 2018 auf dem international besetzten Biberacher Osterturnier an einer Sichtungsmaßnahme des DHB teilnehmen und wurden daraufhin in den Perspektivkader des DHB berufen. Das war schon eine geniale Erfahrung dort auf dem Turnier. Alles war unfassbar gut und professionell organisiert. Unser persönliches Highlight: wir durften eines der beiden Halbfinals der männlichen A Jugend pfeifen.

Nun, Anfang Dezember 2018 haben wir bereits neun Spiele in der Jugend Bundesliga gepfiffen und uns gut in das neue Aufgabenfeld eingefunden. Gegenüber dem Pfeifen auf Landesebene hat sich einiges verändert. Nicht nur, dass wir nun stellenweise sehr viel weiter fahren müssen, auch ist alles insgesamt professioneller geworden. Die Spiele sind schneller und technisch auf einem hohen Niveau. Da ist höchste Konzentration gefragt. Unsere weiteste Fahrt führte uns Ende September bis nach Stuttgart, wo wir an den beiden Wochenendtagen je ein Spiel gepfiffen haben. Da war dann natürlich auch eine Hotelübernachtung nötig. Ebenso haben wir uns für dieses Wochenende einen Mietwagen besorgt. Insgesamt müssen wir mehr planen, als auf Hessenebene. Um nach so langen Fahrten auch noch 60 Minuten eine maximal konzentrierte Spielleitung abliefern zu können, nehmen wir uns viel Zeit. Wir rechnen in der Regel viel Puffer auf die Fahrtstrecke und sind spätestens zweieinhalb Stunden vor Anpfiff vor Ort, damit wir Zeit für uns haben und etwas herunterfahren können.

Während unserer ersten Spiele haben wir auch Kurioses erlebt. Zum Beispiel hatten wir letztens zwei Bilder von uns mit Namen darunter auf unserer Kabinentür kleben. So etwas hatten wir bisher auch noch nicht. Da mussten wir erst einmal ein Foto von machen.

Für die laufende Saison im DHB, in der wir auch immer noch Oberliga in Hessen pfeifen, wollen wir natürlich das uns entgegengebrachte Vertrauen mit einer guten Leistung erwidern und erhoffen uns gerade durch die Beobachtungen und Coachings für uns als Gespann eine persönliche Weiterentwicklung. Neben allgemeiner fundierter Regekenntnis und sportlicher Fitness wird gerade die Weiterentwicklung erwartet. Niemand ist ohne Fehler. Auf dem Spielfeld macht sie jeder. Spieler, Trainer und Schiedsrichter. Das ist absolut menschlich. Dennoch sollten erkannte Mängelfelder verbessert werden. Daher steht im Vordergrund auch der reflexive Umgang mit Fehlern. Wir finden, dass gerade in dem Umstand, dass wir Geschwister sind, ein großer Vorteil liegt, wenn es darum geht, Fehler zu analysieren und zu besprechen. Da wir vor und nach dem Spiel nicht nur im Auto sehr viel Zeit miteinander verbringen haben wir immer genügend Zeit, uns auszutauschen. Dabei können wir absolut offen und ehrlich miteinander reden. Das Vertrauen muss hier stimmen, wenn Fehler angesprochen werden. Auch auf dem Spielfeld spielt Vertrauen eine große Rolle, da jeder seinen Aufgabenbereich hat und nicht in den des Partners hineinpfeifen sollte. Man hilft sich gegenseitig, man ist eben ein Team. Unklare Situationen auf dem Feld werden immer gemeinsam geregelt. Da ist es natürlich vorteilhaft, wenn man das mit seinem Bruder macht, bei dem nur ein kurzer Blickkontakt genügt um nonverbal z.B. zu kommunizieren: „das war ein gröberes Foul von Nummer XY, also: 2 Minuten Zeitstrafe“.

Für die Zeit bis Weihnachten stehen noch einige Spiele für uns an. Eigentlich haben wir bis auf zwei Wochenenden an jedem anderen ein Spiel zu pfeifen. An den anderen Tagen spielt Simon noch Landesliga in Vellmar. Unsere Priorität haben wir jedoch auf das Pfeifen verlagert, sodass es auch schon einmal sein kann, dass Vellmar ohne Simon spielen muss. Die Jugend Bundesliga hat hier absoluten Vorrang. In der Saison heißt es am Wochenende also fast immer: ununterbrochen Handball. Mal pfeifen, mal spielen. Ein wenig handballverrückt muss man da schon sein. Aber wer uns kennt, der wird das sicherlich auch bestätigen können. Einziger Wehmutstropfen ist für uns beide zur Zeit, dass wir es nicht mehr so häufig zu den Spielen der SHG in die Halle schaffen. Dafür ist die Zeit leider sehr knapp geworden. Wir versuchen aber unser Bestes!

Bei all dem Aufwand, den das Pfeifen so mit sich bringt, ginge es ohne Unterstützung von zu Hause natürlich auch nicht. Von dort erhalten wir wie auch von der SHG volle Rückendeckung, wofür wir sehr dankbar sind.

Wir seh´n uns in der Halle! – D.adam und S.adam

Kategorien: Handball

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